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Dienstag, 30. Dezember 2014

Weltmädchentag 2014: Video online



Der erste Weltmädchentag in Brixen ist nun auch auf youtube! Danke, Peter Perez!

Montag, 13. Oktober 2014

Erster Weltmädchentag in Brixen: Hommage an eine Wäscherin

Dass der malerische Brixner Nepomuk bis vor einigen Jahrzehnten seine steinernen Augen nicht auf ein idyllisches Altstadtreiben richtete, sondern auf die fleißigen Hände von knienden Wäscherinnen, das wissen nur noch wenige Brixner. Eine zum Fluss führende Treppe neben der Adlerbrücke, über der die Nepomuk-Statue thronte, war früher der Ort, an dem die Wäsche der Brixner gewaschen wurde. Im Rahmen des internationalen Weltmädchentages 2014 verwandelte sich die Wäscherinnenstiege am 10. und 11. Oktober in eine Kunstinstallation, die mit Licht und Schall auf die weltweit vorhandenen Benachteiligungen von Mädchen hinwies.
Auf Initiative der Kommission für Chancengleichheit der Gemeinde Brixen wurde der der Internationale Weltmädchentag erstmalig in Brixen begangen. Bereits in den Vorjahren erstrahlten weltweit zahlreiche Gebäude und Monumente in Pink. Den Organisatorinnen Elda Letrari und Monika Leitner gelang es, die Brixner Künstlerin Maria Stockner für ein Konzept zu gewinnen, das Lokalkolorit, Stadtviertelgeschichte und Frauentypisches vermischte. Stockner überraschte am Vorabend des Weltmädchentages mit einer Lichtinstallation, akustischen Schleifen und 200 Kunstobjekten. Hartmuth Staffler, Präsident des Geschichtsvereines Brixen, umriss im Rahmen der Eröffnung die Geschichte der Wäscherinnenstiege. Einen Beitrag zur Entwicklung der Frauenmedizin leistete Frau Dr. Elisabeth Peer vom Pharmaziemuseum Recipe in Brixen. Die jugendlichen Schauspielerinnen des Rotierenden Theaters trugen mit einer speziell für den Anlass erstellten Eigenproduktion dazu bei, dass aus dem Internationalen ein spezieller Brixner Weltmädchentag wurde. Weiteres Aktionsmitglied war der Zonta-Club Brixen mit Präsidentin Dr. Marlene Kerer, der die Verteilung der Kunstobjekte über hatte. Der Erlös kommt der internationalen Zonta-Aktion „Verhinderung von Kinderehen im Niger“ zugute.Nicht zuletzt trugen die vielen Zuschauer auf der Rampe zur Adlerbrücke zu einem gelungenen Abend bei.
Maria Stockner, ihrer eigenen Bezeichnung nach Sammlerin, arbeitet mit für Sie typischen Erinnerungsstücken zur lokalen Frauengeschichte. Gesprochene Erinnerungen von ehemaligen Wäscherinnen, aufgezeichnet von jungen Mädchen, der intensive Duft handgeschöpfter Seifen, alte Baumwollstoffe, umgearbeitet zu symbolträchtigen Taschentüchern, in denen im sauber bedruckten Blütenmuster vielsagend ein Sterbebildchen prangt. All diese Dinge tauchten die Adlerbrückengasse ab 10. Oktober in ein ganz eigenes Licht , das farblich der weltweiten Aktion entsprach, inhaltlich aber Themen aufgriff, die typisch sind für Brixen und den alpinen Raum und die das hiesige Frauenleben zum Teil heute noch prägen.



Fotos: Georg Hofer/Maria Stockner

Donnerstag, 27. März 2014

Girls´and Boys´Day 2014

Steht für die Südtiroler Jugendlichen die Berufswahl an, dann spielen nicht nur die Eltern eine maßgebliche Rolle bei der Entscheidung – sondern auch das Geschlecht. Das zeigte Barbara Moroder von der Handelskammer Bozen in ihrem Einführungsreferat zum Girls´and Boys´Day 2014 in der Landesberufsschule Tschuggmall auf. Immer noch spiegeln die Südtiroler Berufsstatistiken eine ungleiche Geschlechterverteilung wider – es gibt klare Frauen- und klare Männerberufe. Mit allen Konsequenzen: Frauen wählen öfter soziale, aber geringer bezahlte Berufe, Männer streben früh besser bezahlte Ausbildungssparten an, besonders den technischen Bereich.
Beim 4. Girls´and Boys´ Day, der in seiner Form einzigartig in Südtirol ist, stellte die Kommission für Chancengleichheit der Gemeinde Brixen 120 Schülern und Schülerinnen der 2. und 3. Klassen Mittelschulen wieder Menschen vor, die „geschlechtsuntypische“ Berufe ausüben. Die beiden Brunecker Schlosserinnen Ingrid und Margit Schwärzer brachten selbstgeschmiedete Produkte mit, die Kommissarin der Finanzwache Rosella D´Andreano punktete mit ihrem Säbel und beeindruckenden Bildern von Einsätzen im Gebirge und in Erdbebengebieten. Ihre Kollegin Lucia Recchia, ehemalige Skirennläuferin, erzählte von ihrer internationalen Sportkarriere. Der Nageldesinger Herbert Brunner beschrieb seinen Weg vom Tischler zum Beautyspezialisten im eigenen Salon, den er mit selbst produzierten Möbeln ausgestattet hat. Die beiden Bank-Filialleiterinnen Ilse Steurer und Manuela Miorelli erzählten von Karrierestufen, die durchaus auch mit Kindern machbar sind. Clownin Malona schließlich, die die Aussagen der Veranstaltung immer wieder mit unterhaltsamen Einlagen unterstrich, stellte die Frau vor, die hinter ihrem Kostüm steckt.
Die Veranstaltung, die von Elda Letrari, Peter Perez und Monika Leitner geleitet wurde, machte bewusst, wie stark Stereotype die Berufswahl beeinflussen und wie allzu leicht sie dazu verleiten können, bestimmte Wahlmöglichkeiten vorzeitig auszuschließen. Dabei gilt es besonders in Krisenzeiten auf Berufswege zu achten, die zum einen Sicherheit bieten, zum anderen langfristig gute Perspektiven. Diese liegen besonders für Frauen oft in Berufsfeldern, die in Südtirol häufig noch als frauenuntypisch angesehen werden. Eine gute Wahl hingegen sollte die eigenen Kompetenzen in den Mittelpunkt stellen.
Anwesend waren auch Landesrätin Martha Stocker, Stadträtin Paula Bacher und Vertreterinnen der Berufsberatungsstellen Brixen und Sterzing. Erstmals dabei waren auch 20 Schüler aus Klausen, die schließlich den Hauptpreis, einen Museumsausflug für eine ganze Klasse, mit nach Hause nehmen konnten.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Marina Bruccoleri stellt das Projekt Alba vor


Sie sind jung, weiblich und werden auch in Südtirol immer mehr. Frauen, vorwiegend aus Nicht-EU-Ländern, die an Südtiroler Straßen der Prostitution nachgehen oder auf dem Arbeitsmarkt ausgebeutet werden – wohl kaum freiwillig. In der vergangenen Sitzung der Kommission für Chancengleichheit der Gemeinde Brixen berichtete Dr. Marina Bruccoleri über das Projekt Alba, das Opfern solcher Ausbeutung den Weg zurück in ein normales Leben ermöglicht.
Menschenhandel, Ausbeutung, Prostitution: Auch Südtirol ist längst keine Insel der Seligen mehr. Dr. Marina Bruccoleri, Koordinatorin und Verantwortliche für das Projekt „Alba“, kennt die Situation in unserem Land nach zehnjähriger Erfahrung nur zu gut. „Die Opfer sexueller Ausbeutung sind meist Ausländerinnen aus nicht EU-Ländern, in letzter Zeit sogar junge Männer.“ Der Weg führt fast immer in die Kriminalisierung. „Einzige Lösung sind soziale Ausstiegsmöglichkeiten.“ Diese hat das Landesamt für Familie, Frau und Jugend, Träger und Finanzier des Projektes, mit „Alba“ anstrebt. Die Vereine Volontarius, La Strada-Der Weg sowie die Sozialgenossenschaft Consis haben die Ausführung über.
Opfern des Menschenhandels den Ausstieg zu ermöglichen ist Ziel des Bozner Projektes. Versklavte Menschen aus Zwangssituationen zu lösen und ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen, ist nicht immer einfach. Möglich wurde es durch das sogenannte Turco/Napolitano-Gesetz n. 286 von 2003, das die Rahmenbedingungen dazu geschaffen hat und EU-weit einzigartig ist. „Es sind Geschichten, die die Armut schreibt“, erklärte Bruccoleri. Die Interventionen beschränkten sich bis jetzt fast ausschließlich auf den Bereich der sexuellen Ausbeutung von Frauen lateinamerikanischer, nigerianischer oder osteuropäischer Herkunft, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und mit dem Versprechen einer geregelten Arbeit nach Italien gebracht wurden. „Viele von ihnen sind Analphabetinnen.“ Die Kontaktaufnahme mit den Betroffenen gestaltet sich immer schwieriger: Prostitution wird unsichtbarer und verlegt sich zunehmend in Wohnungen oder ins Internet.
Die Erfolge des Projektes sind der engen Zusammenarbeit von Behörden, Sozialdiensten, Privatorganisationen, Sanität und Gewerkschaften sowie Weiterbildungsorganisationen zuzuschreiben. Das Projektkonzept sieht vor, ausgebeuteten Frauen den Ausstieg aus dem Prostituiertenmilieu zu ermöglichen und ein eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen. Streetworker nehmen dazu Kontakt mit den Opfern auf, bringen sie dann in geheimen Unterkünften unter und sichern die materielle und psychologische Unterstützung. Berufliche Kompetenzvermittlung und betriebliche Praktika schließlich sichern die Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
Die Thematik rund um Gewalt und Ausbeutung geht meist Hand in Hand damit, dass die Frauen oder Männer sehr jung sind und als Ausländer keine Möglichkeiten haben, auf Hilfsnetze zurückzugreifen. „Zivilcourage ist deshalb gefragt“, unterstreicht Marina Bruccoleri, „denn nur dann lässt sich ein Kreislauf unterbrechen, der funktioniert, weil Gewalt nicht in klarer und nachdrücklicher Weise abgelehnt wird.“