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Montag, 13. Oktober 2014

Erster Weltmädchentag in Brixen: Hommage an eine Wäscherin

Dass der malerische Brixner Nepomuk bis vor einigen Jahrzehnten seine steinernen Augen nicht auf ein idyllisches Altstadtreiben richtete, sondern auf die fleißigen Hände von knienden Wäscherinnen, das wissen nur noch wenige Brixner. Eine zum Fluss führende Treppe neben der Adlerbrücke, über der die Nepomuk-Statue thronte, war früher der Ort, an dem die Wäsche der Brixner gewaschen wurde. Im Rahmen des internationalen Weltmädchentages 2014 verwandelte sich die Wäscherinnenstiege am 10. und 11. Oktober in eine Kunstinstallation, die mit Licht und Schall auf die weltweit vorhandenen Benachteiligungen von Mädchen hinwies.
Auf Initiative der Kommission für Chancengleichheit der Gemeinde Brixen wurde der der Internationale Weltmädchentag erstmalig in Brixen begangen. Bereits in den Vorjahren erstrahlten weltweit zahlreiche Gebäude und Monumente in Pink. Den Organisatorinnen Elda Letrari und Monika Leitner gelang es, die Brixner Künstlerin Maria Stockner für ein Konzept zu gewinnen, das Lokalkolorit, Stadtviertelgeschichte und Frauentypisches vermischte. Stockner überraschte am Vorabend des Weltmädchentages mit einer Lichtinstallation, akustischen Schleifen und 200 Kunstobjekten. Hartmuth Staffler, Präsident des Geschichtsvereines Brixen, umriss im Rahmen der Eröffnung die Geschichte der Wäscherinnenstiege. Einen Beitrag zur Entwicklung der Frauenmedizin leistete Frau Dr. Elisabeth Peer vom Pharmaziemuseum Recipe in Brixen. Die jugendlichen Schauspielerinnen des Rotierenden Theaters trugen mit einer speziell für den Anlass erstellten Eigenproduktion dazu bei, dass aus dem Internationalen ein spezieller Brixner Weltmädchentag wurde. Weiteres Aktionsmitglied war der Zonta-Club Brixen mit Präsidentin Dr. Marlene Kerer, der die Verteilung der Kunstobjekte über hatte. Der Erlös kommt der internationalen Zonta-Aktion „Verhinderung von Kinderehen im Niger“ zugute.Nicht zuletzt trugen die vielen Zuschauer auf der Rampe zur Adlerbrücke zu einem gelungenen Abend bei.
Maria Stockner, ihrer eigenen Bezeichnung nach Sammlerin, arbeitet mit für Sie typischen Erinnerungsstücken zur lokalen Frauengeschichte. Gesprochene Erinnerungen von ehemaligen Wäscherinnen, aufgezeichnet von jungen Mädchen, der intensive Duft handgeschöpfter Seifen, alte Baumwollstoffe, umgearbeitet zu symbolträchtigen Taschentüchern, in denen im sauber bedruckten Blütenmuster vielsagend ein Sterbebildchen prangt. All diese Dinge tauchten die Adlerbrückengasse ab 10. Oktober in ein ganz eigenes Licht , das farblich der weltweiten Aktion entsprach, inhaltlich aber Themen aufgriff, die typisch sind für Brixen und den alpinen Raum und die das hiesige Frauenleben zum Teil heute noch prägen.



Fotos: Georg Hofer/Maria Stockner

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